Donnerstag, 28. März 2013

 Prolog: Die grausamen Launen des Meeres der schwarzen Hand

Diese Schiffspassage war teuer erkauft.
Es waren einige Gefallen notwendig um an Bord der -Abgunst- gehen zu können. Deine Reise führt nach Blanil, einer kleinen Inselnation die vor kurzem, wie außerhalb vermutet wird auf Grund finsterer Machenschaften, ihre Häfen für auswärtige Schiffe verschlossen und absolute Isolation verordnet hat.
Dein Instinkt für die lukrativen Nöte Anderer und der Drang nach Nervenkitzel und Abenteuer haben dich auf die stürmische See der schwarzen Hand geführt, unter Bedingungen, die mit sehr schlecht noch sehr freundlich zu bezeichnen wären. Du schläfst auf einem Sack Zwieback, der sich als Lager noch weniger eignet denn als Mahlzeit, und das in einem anspruchslos hergerichteten Zwischenraum der nur dem Schmuggel dienen kann.
Seit bald einer ganzen Woche hindert dich die Besatzung daran an Deck zugelangen, aus Angst einer Patroullie der blanilanen Marine zubegegnen; wenn das nicht dein Tod werden sollte, dann mit Sicherheit die widerwärtige Luft die hier unten mit vollem Einsatz absteht und deren Atmung schwere Übelkeit verursacht.

Das Alles ist in keinster Weise besonders oder fürchtenswert.

Was dir wirklich zuschaffen macht, ist der Sturm.
Es gibt keinen.
Es gibt keinen Sturm.
Das vor dem dich ausnahmslos Alle warnten, tritt nicht in Erscheinung.
Selbst diese Schmugglerfähre ist rundum verstärkt worden wie ein Curwanisches Kriegsschiff um den übelwollenden Wettern dieses Meeres standhalten zukönnen doch -
Es gibt keinen.
Es gibt noch immer keinen Sturm.
Man spürt längst wie bleiern der Himmel auf den Schultern lastet, dass es einen beinahe zu Boden drückt -
wie erbärmlich warm es selbst auf dem Oberdeck sein muss obwohl die Sonne schon vor Tagen Fahnenflucht beging -
wie tief die Wolken ihre hochschwangeren Wänste hängen, jeden Augenblick bereit ihr überreifes Verderben in die Welt unter ihnen zuentladen und aufs neue den altbekannten Schrecken zugebären.
Es gibt keinen gottverdammten Sturm -

Dein Nervenkostüm ist beinahe zerfetzt als die Nacht hereinbricht. Du hörst ein beständiges Schaben und Knarren an der Außenseite des Schiffs, was ein albernes Hirngespinnst sein muss, schließlich bist du auf hoher See. Deine Ration Trinkwasser scheint man heute Abend genauso vergessen zuhaben wie den Kerzenstummel der dir zusteht. Du bahnst dir einen Weg durch den Rumpf des Schiffes, immer schneller werdend obwohl es parktisch kein Licht hier unten gibt.
 Als du das Oberdeck betrittst stößt du auf weitere Passagiere die den gleichen Weg nach Blanil wie du zu nehmen scheinen. Euch wird schlagartig klar, dass ihr unerlabt an Deck gegangen seit ohne von irgendjemandem daran gehindert zuwerden. Warum gibt es kein Zeichen von Mannschaft oder Captain?

Ihr spürt es noch bevor es tatsächlich eintritt. Für einen Moment ist die Welt um euch strahlend hell erleuchtet, während ausschließlich das Kreischen des Donners auf euren gemarterten Schädel durchdringt. Der Blitzschlagt enthüllt das Blut besudelte Oberdeck und die grotesken Gestalten die gerade die Leiche des Captains über die Reling hieven.
Ihre eintönigen Augen spiegeln das Aufleuchten des Himmels wieder, gleich den aufblitzenden Klingen die auf eure trockenen Kehlen gerichtet sind ---